als ich heute abend am wiener westbahnhof einem rail-jet entstieg ,
schlug mir die wiener luft entgegen .
feucht-warm und erbarmungslos mit einem hauch von pizza und kebabduft gemischt.
noch wenige stunden zuvor habe ich in einem stall ein pony gesattelt,
um frau luise in den salzburger bergen ein bisschen spazieren zu führen,
dann gab´es ein herrliches essen am schaup-hof .
am salzburger bahnhof ahnte ich schon ,was mich erwartet.
baustelle,lärm,stimmengewirr,so viele menschen.
auf dem bahnsteig neben mir ein mann der sich ein supersize burger king menü einverleibt ,
in einer geschwindigkeit dass man meinen könnte ,des teufels großmutter sei hinter ihm her.
die zugfahrt trotz allem kurzweilig .
ich versuche -nach diesen wochen von zeitlosigkeit -
meinem kalendarischen gedächtnis wieder auf die sprünge zu helfen.
mühsam rekonstruiere ich monat und wochentag
und versuche mir vorzustellen was in den nächsten tagen auf mich wartet .
vor allem die arbeit,das ist auch der grund warum ich schon in wien bin
und der rest meiner familie noch in salzburg vom balkon den vollmond
und die berge betrachtet, auf haflingern reitet und im see schwimmt.
ich steige am westbahnhof in die u-bahn,die mengen hasten hinein,
im wettkampf um einen sitzplatz.
ich bin dem mann mit dem hund in einer tasche dankbar,dass er sich nicht hinsetzt,
so komme ich neben einem bundesheerangehörigen zu sitzen .
er trägt eine seltsame bundesheergewandung (mit bügelfalten!),
dazu einen schnauzbart und schwarze lederslipper an den füssen.
eine ungewohnte kombination,aber bevor ich noch dazu komme mir mehr gedanken
über meinen sitznachbarn zu machen,erblicke ich den burger-king freund aus salzburg
- welcher übrigens selbst auch super sized- beherzt in ein kebap beisst.
ich finde die bemühungen der wiener linien,
das essen von stark geruchsbildenden nahrungsmitteln
in der u-bahn zu unterlassen,übrigens sehr unterstützenswert.
station herrengasse , das kebap wird mit einem halben liter eis tee heruntergespült.
station stephansplatz,der hauptmann und ich steigen aus und um .
die u1 station stephansplatz ist ja ein olfaktorisches phänomen.
seit ich denken kann riecht es dort immer gleich grauslich,
genauere beschreibungen werde ich unterlassen
und die wienerInnen wissen eh´was ich meine......
beinahe steige ich eine station zu früh aus,
als ich schließlich müde und überwältigt bei der richtigen station
mit der rolltreppe in richtung ausgang fahre,
höre ich die stimme einer bettlerin die mir ganz klar anzeigt dass ich richtig bin.
die kinder nennen sie die " 1€ frau" ,
weil sie -wie ein mantra - immer vor sich hersingt:
" hast an eurigen ? " oder "hast an euregga?"
vor fünf jahren sagte sie noch " hast an euro?",
aber das leben auf der strasse und ein riesenkropf an ihrem hals
haben die aussprache nicht gerade erleichtert.
an der existenz dieser dame kommt der werteverfall des geldes übrigens am deutlichsten zum vorschein .vor dem euro frug sie noch " hast an schilling?"
schließlich betrete ich unser haus,befreie den briefkasten vom zukünftigen papiermüll,
schließe die tür zur wohnung auf,zu unserer wohnung die viel mehr in ein altes bauernhaus,
als in einen wiener innenstadtbezirk passt.
ruhe und kühle empfangen mich .
ich ziehe meine schuhe aus,die noch immer nach pferdestall riechen .
ich wasche meine hände mit kaltem wiener hochquellwasser und lavendelseife.
ein bett mit frischer wäsche erwartet mich.
es ist dienstag .
und ich bin wieder daheim.
2 Kommentare:
Ach!
wunderbar herrlich geschrieben!
Ich geh gleich nochmal lesen so gut gefällt mir der Text!
hach ja, Wien ... schön!
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